Nach meiner zweijährigen schulischen erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung zum Medienassistenten habe ich mich entschieden,
ein halbjähriges Praktikum in London zur Erlangung meiner Fachhoch- schulreife zu absolvieren. Außerdem würde ich die Unterschiede in der englischen Lebens- und Arbeitsweise im Vergleich zu Deutschland kennen lernen. Zusätzlich würden sich meine Englischkenntnisse durch dieses Praktikum verbessern, so dass ich in meinem späteren Berufsleben in der Lage wäre, mich ohne größere Probleme mit ausländischen Kunden zu verständigen.

Die Agentur Vox Pops International Limited in Ewell, Surrey England, bot mir vom
06. Oktober 2003 bis zum 19. März 2004 die Möglichkeit dazu. Vox Pops International ist eine erfolgreiche Video-Kommunikationsgruppe, die in 1988 als Marktforschungsagentur von Diane Earnshaw gegründet wurde. Der Name Vox Pops stammt aus dem Lateinischen und bedeutet: Vox - Stimme, Pops - Volk. Vox Pops ist ein Pionier in der Integration von
Videos in die Marktforschung, sowie in der Methodik und der Verbreitung ihrer Ergebnisse. Die Agentur beschäftigt sich mit visueller Kommunikation und Marktforschung. Vox Pops
hat sich auf die Filmaufnahmen von und Interviews mit Kunden im Auftrag vieler der größten und wichtigsten britischen Firmen, wie BBC, Burger King, Nestle, VISA und zwar zu Management-, Marketing-, PR- und Forschungs-zwecken spezialisiert. Im Auftrag der Kunden werden diese Filmaufnahmen auf Videokasetten, CD ROMs und DVDs über- und dann ins firmeninterne Intranet oder das Internet eingespielt.

In dem ersten Vierteljahr habe ich mich mit der Gestaltung von Webseiten beschäftigt. Zuerst gestaltete ich die Webseite für „Comms.TV”. „Comms.TV“ ist ein anderes Unternehmen
der Vox Pops International- Gruppe. Dieses wurde ins Leben gerufen, um den veränderten Anforderungen der Klienten gerecht zu werden. Laut eines unabhängigen Berichts, ver- öffentlicht von der „British Telecom“, ist das größte Problem, dem das Geschäftsleben heutzu- tage gegenübersteht, eine effektive gemeinsame Kommunikation.

Einer der wesentlichen Services von „Comms.TV“ ist „Business.TV“. Er bietet die Möglichkeit der Kommunikation innerhalb eines Unternehemens. „Business.TV“ liefert Videos bei
Bedarf direkt auf den Bildschirm. Es kann im Internet oder Intranet beherbergt werden und bietet die Möglichkeit mit den Angestellten zu kommunizieren, Trainingsvideos zu ver-
breiten oder Firmennachrichten zu versenden; das alles auf sehr schnellem und direktem Wege zu einer großen Zahl von Empfängern.

Ein anderer Service von „Comms.TV“ ist digitales Marketing. Es wird immer schwieriger Kunden durch traditionelle Werbungskanäle zu erreichen. Vox Pops produzier diese Videos und erreicht damit über 90% der Browser. Diese Videos brauchen keine extra Software
und verfügen über eine sehr kleine Dateigröße.

Zurück zur Webseitengestaltung von „Comms.TV“. Diane und John Earnshaw (meine Arbeit- geber) wollten ein sehr einfaches, klares und unkompliziertes Design der Webseite, das mit einem Dropdownmenü versehen sein sollte. Für mich stellte diese Art der Webseitenge- staltung eine sehr große Herausforderung dar. Diane wollte, dass ich die Webseite mit dem Programm „Dreamweaver“ gestalte, so dass es den Angestellten möglich ist, z.B. Texte
zu verändern.

Die erste Überraschung kam nämlich gleich am ersten Arbeitstag, nachdem John (Arbeitgeber) mir die Agentur mit samt dem Personal vorgestellt hatte. Im Telefoninterview sagte er zu mir, dass ich in der etwas kleinen Non-Print Abteilung arbeiten werde. Aber
es stellte sich heraus, dass genau eine Person („little“ Jon, ein Angestellter) sich mit der Web- seitengestaltung auskannte und dass Jon meistens in der Videoproduktionsabteilung arbeitete. Also war ich die Einzigste, die in diesem Bereich beschäftigt und somit auf mich alleine gestellt war. Ich hatte mir eigentlich erhofft, dass ich Fragen stellen und mein
Wissen im Non-Print Bereich, speziell HTML, erweitern kann. Dem war aber nicht so. Im Gegenteil, ich erklärte teils den Angestellten wie sie z.B. den Quelltext verändern müssen, so dass die Webseite funktioniert, da man sich auf die grafische Ansicht im Programm „Dreamweaver“ nicht immer ganz verlassen kann.

Dadurch, dass mir niemand helfen konnte, benötigte ich einen längeren Zeitraum, um die Webseite fertig zu stellen. Speziell das Dropdownmenü bereitete mir anfangs größere Probleme, denen ich aber nach meinen Trainingsstunden mit HTML-Buch und CD gewachsen war. Die Software „Dreamweaver“ benutzte ich nur zur Anzeige des Quelltextes, da ich lieber händig im Quelltext programmiere. Nach ca. sieben Wochen hatte ich dann die Webseite fertig gestellt. Es war eine lange Prozedur, da John und Diane sich über die Gestaltung und den Inhalt der Webseite nie einig waren und ich deshalb immer wieder Änderungen vorneh- men musste.

Nach Vollendung der ersten Webseite von „Comms.TV“ gestaltete Helen (Angestellte) und
ich die Webseite von „Reality Check“. „Reality Check“ ist ein weiteres Unternehmen von Vox Pops International. Hier finden die Klienten oder auch Internetbenutzer eine große Anzahl
von Videos mit passendem Fragebogen zu allgemeinen Themen, die die Marktforschung un- terstützen.

Die „Reality Check“ Webseite hat viele Unterseiten, so dass Helen und ich zusammen arbeiten mussten. Ich gestaltete das Gerüst der Webseite und erklärte Helen teilweise den HTML-Quelltext. Sie schrieb zum größten Teil die Texte und fügte die Videos zur Webseite ein.

Mein Fazit über englische Webseiten lautet: Es muss schnell gehen und deshalb wird nicht großartig auf Gestaltung geachtet oder z.T. unqualifizierte Personen eingesetzt.

Nachdem ich den Abschnitt mit der Webseitengestaltung abgeschlossen hatte, entschied ich mich, mit dem Programm „Flash“ näher vertraut zu machen. Ich erledigte Schritt für Schritt die Trainingsstunden mit meinem „Flash“ Buch. Über Weihnachten flog ich für eine Woche nach Deutschland zurück und brach die „Flash“ Übungen daher ab. Außerdem möchte ich nächstes Jahr in der Videoproduktionsabteilung arbeiten.

Als ich von meinem Urlaub zurück kam, wollte ich alles über die Enkodierung von Videos er- fahren. „Little“ Jon (Angestellter) zeigte mir, wie ich mit dem Programm „Flix Pro“ Videos für das Internet, für Präsentationen und CDs kreieren kann. Außer dem Programm „Flix Pro”, das für die Erstellung von Flash-Videos verwendet wird, benutzte die Firma häufiger die Software „Cleaner“. Mit dem Enkodierprogramm „Cleaner“ besteht die Möglichkeit ausgehend von dem Originalvideostrom enkodierte Versionen dessen zu erstellen. Ich verwendete meistens die Formate MPEG (Motion Picture Expert Group) und WMV (Windows Media Video), da ich meine gefilmten und geschnittenen Projekte auf eine CD brennen und auf dem PC anschauen wollte.

Bevor ich jedoch Projekte zugewiesen bekam, musste ich mir selber das Programm „Final Cut Pro“, das für den Macintosh geeignete Schnittprogramm, aneignen. Ich lernte sehr schnell.
Als Hilfe hatte ich ein Buch mit Lern-CD. Zusätzlich half mir Alex (Praktikant) und beantwortete meine Fragen. Außerdem ähnelt „Final Cut Pro“ dem für PC geeignetem Programm „Adobe Premiere“, das ich schon in der Schule in dem Fach A/V (Audio-Visuelle-Kommunikation) verwendete.

Neben dem „Final Cut Pro“-Training zeigte mir Mark (Angestellter), auf was ich beim Filmen achten muss und den Umgang mit der Kamera. Es gibt drei wichtige Einstellungen: „Exposure“, „Focus“ und „Whitebalance“. Die „Whitebalance“ benötigt man, um zwischen Outdoor und Indoor zu unterscheiden. Im Freien erhält man ein bläuliches Licht und in Räumlichkeiten ein Orangenes. Um die Farbe weiß aber nicht bläulich oder orange aussehen zu lassen, muss man die „Whitebalance“ einstellen. Ich habe immer ein weißes Blatt verwendet. Das Blatt wurde vor die Linse gehalten, anfokusiert und somit die „Whitebalance“ festgelegt. Das Fokusieren wird immer benötigt, um z.B. bei einem Interview das Bild der Person scharf zu stellen. „Exposure“ wird für die Regelung von Hell/Dunkel verwendet, so dass die interviewte Person einen natürlichen Teint erhält.

Die Firma Vox Pops International wies mir zwei Projekte zu, bei denen ich jeweils die Kameraführung sowie den Videoschnitt übernehmen sollte. Das erste Projekt handelte über Marktforschung. Es war schwierig Passanten auf der Sraße zu finden, die zu diesem Thema Stellung nehmen wollten. Schließlich waren wir eine Agentur die Marktforschung betreibt
und somit mussten sie über uns urteilen - z.B. wie sie es finden, dass wir Marktforschung nicht wie üblich mit Fragebogen betreiben, sondern die Befragten filmen. Durch das Filmen wirkt die Befragung gleich interessanter und lebhafter, da auch die Körpersprache mit in die Befragung einfließt. Nachdem Becky (Praktikantin) und ich zwei Nachmittage Personen auf der Straße interviewt hatten, war das Schnittmaterial komplett. Diane (Arbeitgeber) sagte mir, welche Fragen ich zusammen nehmen soll und in wieviel Abschnitte sie das geschnittene Video gerne gegliedert haben möchte. Es sollten aus dem Filmmaterial drei Kurzfilme für die firmeneigene Webseite „Reality Check“ enstehen. Zuerst erscheint eine Frage und darauf werden die besten Antworten geschnitten. Hinzu wird das Video mit dem „Reality Check“-Logo versehen, so dass ein Kopierschutz gewährleistet ist.

Mein zweites Projekt machte ich mit der Praktikantin Britt. Sie interviewte und ich fimte. Das Thema handelte über Handys. Das Projekt war für mich sehr interessant und machte mir
sehr viel Spaß. Es stellte sich die Frage, in wie weit sich die Kunden sicher mit ihrem Handy fühlen, speziell im Bezug auf die vom Handy ausgehende Strahlung. Britt und ich gingen wieder auf die Straße um Leute zu finden, die auf unsere Fragen eine Antwort geben.
Wir hatten viel Erfolg und bekamen an einem Tag mehr Interviews, als wir eigentlich gebraucht hätten. Das Projekt war für den Kunden Nokia. Ich überspielte die Interviews von der DV auf eine VHS-Kasette, so dass der Kunde sich die gewünschten Abschnitte der Interviews heraus suchen konnte. Nach einem Gespräch wusste ich wie er sich das Video vorstellte - ähnlich
wie bei meinem anderen Projekt. Erst erscheint eine Frage oder auch zwei und darauf antworten die Befragten. Nokia war bei meinem ersten Schnitt gleich zu frieden und somit erledigte ich nur noch Tonverbesserungen. Ich war auf mich sehr stolz, da ich in so einer kurzen Zeit so viel gelernt hatte. Hinzu muss ich aber sagen, dass sich es die Engländer ziemlich leicht machen. Zur Erstellung der Texte z.B benutzen sie die Software „Live Type“. Diese Soft- ware verfügt über schon vorgefertigte animierte Schriften und Objekte. Es war also sehr leicht stylische Videos zu produzieren, wenn man weiß wie und das Programm beherrschte.

Außer meinen zwei zugewiesenen Projekten gestaltete ich zwei Privatvideos. Das erste war ein Kurzvideo über Weihnachten bei meiner Familie. Ich durfte mir eine Kamera der Firma über Weihnachten ausleihen und diese mit nach Deutschland nehmen. Das Filmen diente ei- gentlich nur zur Übung mit dem Umgang der Kamera. Als ich mir jedoch das Rohmaterial ansah, dachte ich mir, wieso soll ich nicht ein Kurzvideo daraus machen. Ich gestaltete Texte in „Live Type“ und vertonte das Video mit zwei Weihnachtstracks, die ich in der firmeninternen Musikbibliothek fand. Die Länge des Videos betrug fünf Minuten und es war sehr lustig. Meiner Verwandschaft hat es jedenfalls gefallen.

Das zweite Privatvideo handelte über London - meine Behausung und die Sehenswürdig- keiten von London. Ich nahm anfangs die Kamera nur am Wochenende mit um damit zu üben, aber schnell kam mir die Idee mein Gesehenes auf Band festzuhalten, so dass ich auch Freunde und meine Verwandschaft London näher bringen konnte. Fast jedes Wochenende fuhr ich mit der Kamera zu Sehenswürdigkeiten, wie „Tower of London“, „Tower Bridge“, „Harrods“, „Piccadilly Circus“ u.s.w. und filmte diese. Gerade zur Weihnachtszeit zeigte sich London von seiner schönsten Seite. Viele Lichter schmückten die Bäume und Fußgänger- passagen. Hinter dem „Somerset House“ konnte man z.B. Eislaufen oder Glühwein trinken oder in „Covent Garden“ durch die beleuchteten Markthallen schlendern - einfach eine tolle Atmosphäre. Das 20-minütige Video habe ich mit einem einminütigen Intro versehen, in dem kurz alle vorkommenden Orte in Sekundenbruchteilen gezeigt werden. Danach folgt das eigentliche Video. Es fährt eine animierte Schrift ins Bild mit der Beschreibung der Sehens- würdigkeit. Jeder einzelne Abschnitt, das sind meist ein oder zwei Sehenswürdigkeiten, bekam einen individuellen Musiktrack, so dass es den Zuschauer nicht langweilt und der Film immer interessant bleibt. Den „O-Ton“ habe ich ganz herausgeschnitten, da ich oft mit Leuten während dem Filmen erzählt habe. Es macht nämlich keinen Sinn Gebäude zu filmen und dann Stimmen zu hören. Mein Chef war sogar von dem Video so sehr begeistert, dass er mich fragte, ob er das Rohmaterial behalten und in einem anderen Projekt verwenden könne.

Neben dem Filmen gestaltete ich Printprodukte in QuarkXPress. Unter den Printprodukten befanden sich Fotokarten, Visitenkarten und Briefpapiere. Zusätzlich half ich bei der Neuerstellung und Aufbereitung der alten Datenbanken sowie bei allgemeinen Büroarbeiten.

Außerdem schrieb ich wöchentlich Berichte und Arbeitsberichte, um meine Mappe für ein zusätzliches Zertifikat - das „University of Cambridge“ Zertifikat - zu erstellen. Nach 4-wöchiger Wartezeit und Auswertung wurde meine Mappe als vollständig und gut anerkannt, so dass
das Zusatzprogramm als „bestanden“ galt. Das Zertifikat wurde mir nach Deutschland zuge- schickt.